Protzfotos mit Ferarri

Bild-Zeitung gibt Einblick in Rekrutierung von Lyconet mit Protzfotos

Das System von Lyoness, Cash-Back World oder Lyconet, wenn man den Vorgänger Galvagin mitzählt, gibt es bereits seit 2001.[1] Die mittlerweile unter dem Namen „Cashback World“ bzw. „Lyconet“ be- und vertriebene Einkaufsgemeinschaft geht mit dem Zug der Zeit und wirbt junge und unerfahrene Interessenten als Vertriebler (sogen. „Marketer“) mit Protzfotos in den sozialen Medien.[2]

Protzfotos und Chateinladungen

Die erfolgreichen Marketer sind meistens nicht älter als 25 Jahre und führen angeblich ein Luxusleben, festgehalten per Foto in Privatjets, am Swimming-Pool und in Porsches oder Ferraris [2].

Die Interessenten werden von diesen Marketern, die als Influencer[3] agieren, aufgefordert, sie per Privatnachricht zu kontaktieren. Einladungen in Whatsapp-Gruppenchats sind auch üblich. Meist folgt dann die Einladung zu einem „Business-Seminar“ in den Konferenzräumen teurer Luxus-Hotels. Laut eigenen Angaben wollen die präsentierenden Personen erklären, „wie man Tausende Euro pro Monat verdient – ohne dafür zu arbeiten“. [2]

Präsentationen

Beim „Business-Seminar“ wird zuerst die Cashback-Card mit den Einkaufs- und Rabattmöglichkeiten erklärt. Dann kommen die Vortragenden zum Hauptpunkt: „Wir sprechen jetzt erst mal über diese Möglichkeit, die wirklich Umsatz macht, die wirklich krass ist“, so ein Vortragender auf einem Seminar.[2]

Weil das Modell „bombensicher“ sei, wolle man Lyoness auch in anderen Ländern etablieren. Wer sich ein Business-Paket von der Tochterfirma „Lyconet“ für circa 2500 Euro kaufe, solle im Gegenzug am Umsatz in den jeweiligen Ländern beteiligt werden. Wer mehr Pakete kaufe, der verdiene auch mehr – so die Rechnung der Lyoness-Mitarbeiter. Nach drei Jahren habe man das Geld wieder herinnen.[2]

Es wird erzählt was für ein riesiges Wachstumspotential Lyoness hat, und dass alle Beteiligten reich werden könnten. „Da waren Motivationstrainer, die einen dazu brachten, immer mehr zu investieren. Sie sagten, dass man stets sein Ziel vor Augen haben solle und seinen Weg gehen müsse“. [6]

Es sei wie Gehirnwäsche. Es herrsche ein enormer Druck schnell und viel zu Investieren. Oft wird einem erklärt, man müsse sich schnell entscheiden, weil sonst die guten Platzierungen ausverkauft wären. In der Folge wird man bei weiteren kostenpflichtigen „Schulungen“ unter Druck gesetzt, die Investitionen an seine Familie und Freunde zu weiterzuvertreiben. [6]

Kritiker

Laut einem Ex-Mitarbeiter habe Lyconet gar nicht das Ziel, das System im Ausland zu etablieren. Man wolle nur an das Geld der Investoren kommen. Zu den Lyoness-Partnern würden große Firmen wie McDonald’s, Douglas und Ebay gehören, doch derartige Firmen wüssten oft nicht das Geringste von einer Partnerschaft. Tatsächlich seien fast nur lokale Geschäfte vertreten. Die Mitglieder würden zwar tatsächlich am Umsatz im Ausland beteiligt werden, doch der sei so gering, dass man bloß wenige Euro zurückerhalte.[2]

Geschädigte sagen regelmäßig, das System sei zu kompliziert. Wenn man es endlich kapiere, sei es längst zu spät. Viele Freunde, die man anwerbe, verliere man später, weil sie einem die Schuld geben.[6]

Auch der „Finanzwesir“ sagte zu Lyconet: Es sei immer dasselbe Schema. Die Verkäufer meinen die Abkürzung zum Reichtum gefunden zu haben und man dürfe als Auserwählter mitmachen. Diese Abkürzung existiere aber nicht. „Wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist es auch meist nicht wahr.“ [4]

Kontrollrechnung

Der Umsatz pro Mitglied lässt sich selbst einfach nachrechnen:
(Durchrechnung auf Basis der letztbekannten Zahlen aus dem Jahr 2012)

Jahresumsatz weltweit:€ 1.200.000.000,-
Mitglieder weltweit:2.200.000
Jahresumsatz pro Mitglied weltweit:€ 545,45
Als Umsatz ausgewiesene Investitionen
von Mitgliedern (geschätzt)[4]:
€ 1.080.000.000,-
Umsatz aus Verkauf von Waren &
Dienstleistungen (geschätzt)[4]:
€ 120.000.000,-
Umsatz aus Verkauf von Waren &
Dienstleistungen pro Mitglied geschätzt:
€ 54,55

Die letzte veröffentlichte Umsatzzahl ist von 2012 mit € 1,2 Milliarden. Das klingt viel, aber es gab damals auch bereits 2,2 Mio Mitglieder. Das macht einen Jahresumsatz von gerade einmal € 545,45 pro Mitglied [5].

Wenn man noch berücksichtigt, dass, so wie beispielsweise in Norwegen , ca. 90% des Umsatzes Investitionen der Mitglieder in das Rabattsystem selbst darstellen, dann kommt man auf Konsumumsätze von gerade einmal € 120 Mio bzw. € 54,55 pro Mitglied pro Jahr.[4]

Wie damit ein Luxusleben mit Privatjets, Porsches und Ferraris finanzierbar sein soll, müssen die Lyoness-Proponenten erst einmal erklären …

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[1] http://www.tt.com/home/11939741-91/lyoness-gr%C3%BCnder-vorg%C3%A4nger-firma-war-pyramidenspiel—und-%C3%A4hnlich.csp

[2] https://www.bild.de/news/inland/instagram/falle-instagram-facebook-miese-masche-mit-protz-luxus-fotos-56051932.bild.html

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Influencer

[4] https://www.lyonessausstieg.at/single-post/2018/05/16/Der-Finanzwesir-riet-von-Customer-Clouds-ab-und-hat-Recht-behalten

[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Lyoness   

[6] https://www.bild.de/news/inland/instagram/system-lyoness-in-bild-sprechen-menschen-die-sich-betrogen-fuehlen-55506918.bild.html , abgerufen am 06.09.2018, 10:15